Früher dachte er noch selbst. Heute fragt er lieber. Der moderne Homo sapiens hat nämlich erkannt: Eigenständiges Denken ist energieraubend – und wo Energie gespart werden kann, wird abgeschaltet.
Willkommen in der neuen Ära der geistigen Nachhaltigkeit. Warum kompliziert denken, wenn man einfach fragen kann? Antworten sind heute jederzeit abrufbar – sekundenschnell, servierfertig und garantiert ohne Nebenwirkungen. Denken? Das macht jetzt die Cloud. Die Devise: Nicht überlegen – übergeben. Fragen wird zur intellektuellen Ersatzhandlung. Es fühlt sich klug an, ohne die unangenehmen Nebenwirkungen wie Zweifel, Recherche oder gar Selbstverantwortung. Wer fragt, signalisiert immerhin Interesse – und das reicht ja manchmal auch schon. Dabei ist es gar nicht böse gemeint. Der Homo sapiens will ja lernen. Nur halt möglichst bequem. Und effizient. Und mit Erfolgsgarantie, bitte. Doch Vorsicht: Bei längerer Anwendung kann es zu Nebenwirkungen kommen. Zum Beispiel einer leichten Abhängigkeit von fremden Meinungen. Oder dem Verlust der Fähigkeit, eine eigene zu entwickeln. Aber hey – Hauptsache, die Denkbilanz bleibt ausgeglichen. Denn auch im Kopf gilt inzwischen: Weniger ist mehr.
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Beat EichenbergerIch lebe mit meiner Partnerin und unserem Hunderudel im Kanton Zug und betreibe mit ihr eine Hundeschule. Archives
Mai 2025
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